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Ich liege mit dem Rücken auf einer Bank eines sehr kleinen Parks in Berlin Mitte. Links und rechts von mir sind die Bänke leer und ungenutzt. Ich bin froh über die Abwesenheit anderer und den kleinen Raum, den es mir gibt. Die Sonne brennt auf meiner Haut und ich muss die Augen schließen, weil sie mich blendet. Manchmal kann ich nicht atmen, weil die Gedanken, Handlungen und Worte anderer mich erdrücken. Wenn ich die Augen schließe, entstehen Bilder nach Ferne, nach einem weichen Tanz im warmen Sand eines Strandes, der die Werte unserer Gesellschaft nicht kennt. Ich strecke die Arme zur Seite und drehe mich tanzend im Kreis mit meinen Bildern.
Seit Tagen vibriert die hohe Geschwindigkeit meiner Zeit unter meinen Füßen und ich versuche nicht aus dem Takt zu geraten. Es ist das alte Märchen vom Leben und Arbeiten und der Balance. Es ist die alte Geschichte vom Jagen und Gejagdsein. Vom Mitspielen und Nichts entgegensetzen können. Von irrigen Annahmen und einseitigen Verträgen.
Mit meiner linken Hand taste ich nach dem kleinen kulinarischen Fundstück während ich auf dem Rücken liegen bleibe und meine Augen nicht öffnen mag. Die Papiertüte mit dem klebrigen und unglaublich süßem Zeug raschelt und gibt den zarten Duft von mit Zucker vermischten Zimt und kandierten Nüssen frei. Ich ziehe einen langen Streifen vom Teigstück ab und stecke ihn in meinen Mund. Er ist so schön weich, der Sand unter meinen Füßen. Wenn ich jetzt die Augen öffne, kann ich nicht mehr tanzen.
Wenn ich nicht tanze, bin ich im Strudel auf der Jagd nach Erfolg gefangen – in dem Strudel der anderen, deren Sog mich mitzieht. Wie naiv ich war als ich dachte, dass die unangenehmen Seiteneffekte vor zwischenmenschlichen Bindungen Halt machen würden. Ich dachte, Loyalität wäre der verbindliche Handschlag eines Friedensvertrages zwischen Menschen, die Konkurrenten sein könnten, aber einen anderen Weg wählen. Wenn es das nicht ist, was ist Loyalität dann? Gibt es sie überhaupt noch? Oder ist es nur die fixe Idee eines Einzelnen?
Der Zimt verbreitet sein Aroma und zieht mich hin zum Pazifik. Der pazifische Kulturraum Polynesien besteht aus so unendlich vielen kleinen traumhaften Inseln. Und ich frage mich: Kennt der weiche Strand dort diese Gedanken?
ENGLISH
I lay with my back on a bank of a very small park in Berlin Mitte. On the left and on the right from me the benches are empty and unused. I’m glad about the absence of others and the small space which is there for me. The sun burns on my skin and I must close my eyes because it blinds me. Sometimes I cannot breathe because the thoughts, actions and words of others crush me. If I close my eyes, pictures originate after distance, after a soft dance in the warm sand of a beach which doesn’t know the values of our society. I stretch the arms aside and dance in a circle with my pictures.
Since few days the high speed of my time vibrates under my feet and I don’t try to get out of the tact. It’s the old fairy tale of life and works and the balance. It’s the ancient history of the hunting and be hunted. From joining in and can oppose nothing. From mistaken acceptances and one-sided contracts.
With my left hand I feel for the small culinary delicacy during I lay and may not open my eyes. The paper bag with the viscous and incredibly sweet stuff rustles and releases the tender smell of cinnamon mixed with sugar and preserved nuts. I draw off a long stripe from the dough piece and put him in my mouth. It’s so nicely soft, the sand under my feet. If I open now my eyes, I cannot dance any more.
If I don’t dance, I’m caught in the whirlpool on the hunt for success – in the whirlpool of the others whose suction pull me with them. How naively I was as I thought that the disagreeable side effects stops before interpersonal connections. I thought, loyalty would be the obliging slap of a peace contract between people, who could be competitors but choose another way. If this isn’t loyalty what is it then? Still it exists? Or is it only the fixed idea of one?
The cinnamon spread its aroma and pulls me there to the Pacific. The Pacific cultural space Polynesia exists of so endlessly many small dreamlike islands. And I ask myself: Does the soft beach there know these thoughts?