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… erhältst Du manchmal alles. Als ich mich letzte Woche auf mein Fahrrad schwang und durch die warme Abendsommersonne radelte, ging mir mein ganzer Tag durch den Kopf. Ich dachte mich durch den schönen Morgen mit einer Kanne voll Kaffee in der Sonne auf meinem Balkon in meiner Berliner Wohnung im Prenzlauer Berg. Viele kleine, unglaublich süße Spatzen sitzen jeden Morgen vor meinem Balkon in einem Baum und tschilpen aufgeregt durcheinander. Ihre niedliche Gestalt gepaart mit der munteren und lauten Aufregung geben mir eine wundervolle Kulisse, in der ich versinken kann.
Ich arbeitete tagsüber an meinem Tiny House und spannenden Konzepten, durch die ich ungewöhnliche Ideen in Gedanken und in der Realität konstruieren kann. Wenn ich in meinem Tiny House verweile und arbeite oder die Ideen vom Blatt Papier erbaue, erlebe ich sehr kreative und befreiende Momente. Ich kann jeden Tag sein, wer ich möchte und zwischen den verschiedenen Wissensgebieten Querverbindungen ziehen, mich an jenen verschiedenen Töpfen bedienen, das eine oder andere Element herausnehmen und zu einem neuen Ganzen zusammenfügen. Wenn ich an meinem Recyclingsystem arbeite – bringe ich Technik, Design und Nachhaltigkeit zusammen. Schreibe ich darüber, ergänzt sich Fotografie und Schreiben. Mag ich einen Tag lang nichts sein – dann tue ich nichts.
Oft denke ich daran wie mal mein Alltag in der Vergangenheit aussah und wie schwerfällig es mein Gemüt machte. Es war mir nicht möglich in der Gegenwart zu verweilen, weil ich sie als belastend und nicht bereichernd empfand. Ich kann nicht sagen, dass meine Gegenwart nun sorgenfrei ist – sie ist nur eben jetzt meine Gegenwart. Die Momente gehören mir und ich bade darin. Nicht immerzu nach dem Morgen zu streben oder im Gestern festzustecken, musste ich erst noch üben.
Es funktioniert wunderbar, wenn ich an solchen Abenden unterwegs bin und ich mich neben einem Musiker setzen kann, um ihm zuzuhören. Mein Sommerausflug endete in Berlin Kreuzberg beim Opening von Dijon & Gefolge. Ich stellte mein Fahrrad an einen Baum und freute mich schon auf den Genuss und auf eine ungewöhnliche Location. Der Luxus Späti, mitten im Reuterkiez, konnte den Flair des ungewöhnlichen Berlins einfangen und im Sortiment festhalten. Zwischen ungewöhnlichen Wiskey Sorten und einer „New & Old“- Craft Beer Corner finden sich hochwertige Öle, Saucen, Reis, Pasta, Fisch- und Fleischterrinen, aber auch süße und herzhafte Snacks.
Während ich mich durch das Sortiment probierte, setzte ich mich zu Michael, der mit seiner Gitarre so wunderbaren Blues zauberte. Ganz versunken in seiner Musik, dem leckeren besonderem Essen und ein Glas Champagner dachte ich an meinen Reichtum – an meine Fähigkeit immer das Schöne zu erkennen, den Moment zu genießen und zu schätzen und vom Drang befreit zu sein, immer mehr zu wollen und damit alles zu verlieren.
DESIRED from David Dollmann on Vimeo. SOUND BY YULE POST
ENGLISH
… you sometimes get everything. When I was riding my bike last week and cycling through the warm evening sun, my whole day went through my head. I walked in my thoughts through the beautiful morning with a pot full of coffee in the sun on my balcony in my Berlin apartment in Prenzlauer Berg. Many small, incredibly sweet sparrows sit in front of my balcony every morning in a tree and chirping together in a acustic chaos. Their cute shape paired with the lively and loud excitement give me a wonderful backdrop in which I can sink.
I worked on my Tiny House during the day and exciting concepts through which I can construct unusual ideas in thought and in reality. When I stay and work in my Tiny House or build the ideas on the paper, I experience very creative and liberating moments. I can be every day, whoever I want, and draw cross-connections between the various fields of knowledge, use these different pots, take out one or other element, and combine it into a new whole. When I work on my recycling system, I bring together technology, design and sustainability. When I write about it, it complements with photography and writing. If I don’t want to be nobody, I do nothing.
I often think of how my everyday life looked in the past and how sluggish my mind was. It wasn’t possible for me to stay in the present because I felt it as a burden and not enriching. I can not say that my presence is now careless – it’s just now MY presence. The moments belong to me and I bathe in it. I did not have to practice to strive for the morning or to stick in yesterday.
It’s very wonderful when I go on those evenings and I can sit next to a musician to listen to him. My summer excursion ended in Berlin Kreuzberg at the opening of Dijon & Gefolge. I put my bike on a tree and was already looking forward to the pleasure and to an unusual location. The luxury Späti, in the middle of the Reuterkiez, caught the flair of the unusual Berlin and captured it in the assortment. Between unusual Wiskey varieties and a “New & Old” – Craft Beer Corner you will find high-quality oils, sauces, rice, pasta, fish and meat steaks, but also sweet and hearty snacks.
As I tried the assortment, I sat down to Michael, who made wonderful blues with his guitar. Around with his music, the delicious special food and a glass of champagne, I thought of my wealth – my ability to always appreciate the beauty, to enjoy and value the moment, and to be freed from the urge to want more and more and in order to lose all.