daluma_berlin

WARUM WIR GENAU SEHEN, WAS WIR NICHT HABEN

Noch völlig in Gedanken versunken laufe ich durch die Strassen in Berlin Mitte am Rosenthaler Platz entlang. Nun ist auch der schöne Herbst vorbei und das Bunte der Blätter ist dem grauen Matsch gewichen. Während ich mich bibbernd in meinen Mantel kuschel strömen unzählige neue Ideen, die aus dem Input des letzten geschäftlichen Termins entstanden sind, durch meinen Kopf. Ich brauche jetzt dringend einen Platz, an dem ich alles aufschreiben und mich aufwärmen kann. Das Daluma im Weinbergweg scheint der ideale Ort zu sein

Berlin Mitte Cafe

Als endlich alles auf Papier festgehalten ist, schweifen meine Gedanken in eine ganz andere Richtung ab. Ich muss darüber nachdenken, warum wir uns selbst so oft das Leben mit den Gedanken darum schwer machen, was uns der andere voraus hat. Manchmal reichen nur schöne Erlebnisse des anderen aus, die uns das Gefühl geben, zurückgesetzt zu werden. Wir können uns nicht für ihn freuen sondern nur entdecken, was uns fehlt. Wir fühlen einen Verlust und empfinden Neid, wenn der andere etwas erreicht und sehen selten, was er dafür getan hat. Wir meinen, es stehe uns viel mehr zu als das, was wir momentan erhalten.

Ich hatte in meinem letzten Job viel Geld verdient, was ich sehr schätzte. Genauso wie es mir Annehmlichkeiten bescherte, brachte es mir auch viel Missgunst. Nur wenige sahen, dass ich dafür fünf Jahre lang ein hartes Studium absolvierte und zehn Jahre arbeitete bis es soweit war. Niemand sah, wie viel ich arbeitete und was es mich kostete, den Alltag als allein Erziehende zu schaffen. Wenige erkannten Erschöpfung, Traurigkeit, Einsamkeit und Mutlosigkeit und sahen nur die Sicherheit und die Höhe des monatlichen Gehaltsschecks.

Berlin Mitte Cafe

Manchmal fühle ich mich in diese Zeit zurückversetzt, wenn mich Worte erreichen, die verkennen, was ich aufgebe und tue, um mir ein neues Leben aufzubauen. Es schmerzt, wenn Worte so gewählt werden, dass Missgunst durchscheint statt Freude. Mein Aufblühen und meine Lebensfreude, die zurückgekehrt sind, sind für manche Grund genug, um zu glauben, dass Vieles leicht ist. Es bleibt verborgen, dass ich selten freie Tage habe und oft bis in die Nacht sitze, um meine Träume zu verwirklichen. Vieles, was ich nun als Lohn erhalte, folgt Monate voller Arbeit ohne finanziellem Ausgleich.

Ich frage mich, warum wir immer genau das sehen, was wir nicht haben jedoch selten sehen, was wir schon längst erreichten. Warum maßen wir uns manchmal an, zu glauben, uns stehe mehr zu? Warum fällt es uns so verdammt schwer damit zufrieden zu sein, was uns jemand schenkt? Warum können sich so wenige freuen, wenn man seine Ziele erreicht und anerkennen, was er dafür leistet?

Vielleicht liegt in jenen Ansichten das Übel unserer Gesellschaft. Es bildet die Grundlage dafür, dass wir uns nicht zu einer höheren Existenz weiterentwickeln und eine Gesellschaft erschaffen können, die die Katastrophen dieser Welt beseitigt. Wenn Jeder immer davon ausgeht, dass ihm noch mehr zustehe als er jetzt schon hat, dann werden wir nie frei sein.


english

Yet completely lost in thought I walk through the streets in Berlin Mitte Rosenthaler Platz along. Now the beautiful autumn is over and the colorful foliage has given way to gray slush. While I was shivering in my coat cuddly flow countless new ideas that have emerged from the input of the last business appointment through my head. I need urgently a place where I can write it all down and to warm me. Daluma in Weinbergweg seems to be the ideal place

When everything is finally captured on paper, my mind wander off in a completely different direction. I need to think about why we so often make our lives difficult with the thought about things that the other has ahead. Sometimes just wonderful experiences of other is enough to give us the feeling to be reset. We can not be happy for him but only discover what we lack. We feel a loss and feel jealousy when the other reached something and rarely see what he has done for it. We believe it stands to us much more than what we currently get.

I had earned a lot of money in my last job, which I really appreciated. Just as it gave me the amenities it also brought me a lot of resentment. Only a few saw that I completed a hard five years study and ten years worked until I was so far. No one saw how much I was working and what it cost me to create the life as a single parent. Few recognized exhaustion, sadness, loneliness and discouragement and saw only the safety and the amount of the monthly paychecks.

Sometimes I feel transported back to this time when reach me words that fail to recognize what I give and do to build a new life. It hurts when words are selected such that resentment shows through instead of joy. My flourishing and joy of my life, which have returned, are for someone reason enough to believe that much is easy. It remains hidden, that I rarely free days and often sit late into the night to realize my dreams. Much of what I now get as a reward, follows months of work without financial compensation.

I wonder why we always see exactly what we have not, however, rarely see what we achieved already. Why do we sometimes believe we deserve more? Why we find it so damn hard to be satisfied with what someone gives us? Why only a few can rejoice when anyone has reached his goals and see what he does for it?

Perhaps in those views lay the ills of our society. It forms the basis for ensuring that we do not continue to develop to a higher existence and able to create a society that eliminates the disasters in the world. If everyone always assumes that he entitled even more than he already has now then we will never be free.

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