Als umtriebiger Vagabund kann ich sonntags einfach nicht auf der Couch sitzen, Chips essen und Deutschen träumend beim Auswandern zuschauen. Mich jagen Gedanken an jene Rituale eines “normalen” Lebensalltags, die mich in bequemen Bahnen halten, hinaus ins Leben. Oft nehme ich meine Kamera mit und gehe einfach los, ohne dass es ein Ziel gibt sondern nur eine grobe Richtung.
Dieses Mal bin ich im Prenzlauer Berg am Mauerpark in die M10 eingestiegen, die nach Friedrichshain in Richtung Warschauer Strasse fährt und auch dort endet. Nach der Endhaltestelle Warschauer Strasse lief ich gedankenversunken weiter über die Oberbaumbrücke, durch den Görlitzer Park in Richtung Paul- Linke- Ufer und war schnell mitten in Kreuzberg, zum Glück abseits von Touristenpfaden. Auch wenn Kreuzberg an einigen Stellen ordentlich dreckig und ein wenig abstoßend ist, ist es manchmal wie eine kleine Oase voller interessanter Ecken. Überall gibt es was zu sehen, zu bestaunen und zu fotografieren. Es wandelt sich und sieht jedes Mal immer wieder etwas anders aus, weil etwas Neues hinzugekommen oder etwas anderes weggefallen ist.
Ich empfand das Wetter als noch ziemlich kalt für Mitte März und hatte schnell das Bedürfnis, mich mit warmen Getränken aufzuwärmen und suchte daher entlang des Paul Linke Ufers nach einer Gelegenheit und stieß dabei auf laute Musik und fröhlichem Stimmengewirr. Etwas irritiert lief ich in diese Richtung und fiel etwas unverblümt in die Feierlichkeiten des St. Patricks Festivals im Jockel Biergarten. Und hatte sofort beste Laune. Nur fröhliche Menschen. Fröhliche Musik.
Obwohl ich allein unterwegs war, kam ich mir interessanterweise unter den vielen Menschen, die einen engen Bezug zu Irland und diesem Tag hatten, wenig fremd vor. Das Fremde machte mich neugierig. So sehr, dass ich in Gedanken wieder auf meine Großbritannien Reise kam. Mit der irischen Musik im Ohr wanderte ich durch weite und raue Landschaften, durch urige Pups und künstlerischen Impressionen. Diese Gedanken und die damit verbundene Energie bleiben mir noch lange nach dem Fest erhalten. Und das war dieses Mal anders als sonst. Im alten Leben verloren fröhliche Tage schnell ihre Leichtigkeit, wenn ich an den nächsten Arbeitstag dachte. Wenn ich mich daran erinnerte, etwas tun zu müssen, was mir wenig behagte. Der bevorstehende Montag hatte seine Trübseligkeit, die ihm grundsätzlich anhaftete, verloren.