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Ich bin zurück. Zurück von einem fünf Tage dauernden Roadtrip mit Freunden nach Paris, um für einen Moment lang auszusteigen und nichts weiter zu tun als zu sein, die Gedanken fliegen zu lassen und zu genießen. Kein Blog, keine sozialen Medien, auf denen ich sofort Bilder und Augenblicke teilte, und keine Emails voller Aufgaben. Niemand da, der Anspruch erhob und keine Anforderungen einer Welt, die so vieles abverlangt. Es war einfach unglaublich.
Als wir uns auf den Weg nach Paris machten, gab es keinen wirklichen Plan, kein Programm und kein gebuchtes Hotel. Mein Herz war voll mit einer Sehnsucht nach Weite und nach Bedürfnislosigkeit, die mich von einem inneren Drang nach einem Voranstreben befreien würde. Mir fehlte ein “Sein- Können”, da mein immer voller werdender Kalender ein “Sein- Müssen” produzierte und mir den Raum für unproduktive Zeiten nahm. Hinter einem Lenkrad gab es nur den Platz für ein konzentriertes Fahren. Ohne Internet gab es kein “Pling”, das den Gedanken eines anderen Menschen an mich herantrug.
Es regnete in Strömen und war unglaublich kalt als wir Berlin über die Autobahn verließen. Dafür war unsere Vorfreude groß. Als Zwischenstop für eine Übernachtung wählten wir Frankfurt, um uns abends noch die Beine bei einem Bummel durch eine interessante Stadt vertreten zu können. Keine andere Stadt in Deutschland steht so sehr für das kapitalistische System wie Frankfurt. Eingequetscht zwischen den Bürostühlen eines Finanzriesen transferieren täglich so viele Menschen unglaubliche Geldmengen von einem Konto zum anderen ohne dabei Werte zu schaffen. Ihr tägliches Geschäft ist einzig und allein Geld. Die eigene Lebenszeit wird gegen Geld eingetauscht, um darin Sicherheit zu finden, dass es für einen angenehmen Lebensstil im Übermorgen auch noch reichen wird. Der enorme Protz Frankfurts verkörperte jene oberflächlichen Paradigmen einer Welt, die wir uns geschaffen haben und nun nicht mehr loswerden.
Kurz nachdem wir am nächsten Tag in Frankreich einfuhren, kam die Sonne raus. Sie schien über die unendliche Weite Frankreichs und verführte uns mit ihrer Wärme zu einem schweigenden Staunen. Die Musik, das leise und gleichmäßige Rattern der Räder und das Licht der Sonne fielen auf den fruchtbaren Boden meiner Sehnsucht über ein losgelöstes Leben in einem Bus. Dorthin zu reisen, wo Neues auf mich wartet, das zu verlassen, was mich betrübt (wie schlechtes Wetter), dort zu sein, wo ich bleiben möchte und mich mit wenigen Bedürfnissen an und von einer Welt einem Leben zu nähern, das mir als das gute Leben erscheint, fühlte sich in diesen Augenblicken so lebbar an, nicht mehr so weit weg.
Diesen Eindruck verstärkte Paris. Wir lagen dösend bei 18°C in der Sonne an der Seine, zwischen Menschen, die entspannt plauderten und lachten während mit dumpfen gemütlichem Brummen die schweren Schiffe vorbeifuhren. Auf den Rückweg zum Hotel verschluckte uns der Jardin du Luxembourg . Fasziniert von der Größe und der Schönheit des Parks, von der tiefen Entspanntheit der Menschen, die vielen wunderschönen Ecken, die wir uns ansahen, ließen wir uns am Brunnen nieder und beobachten die Menschen. Die Zeit löste sich auf und flog mit uns davon.
Ich verliebte mich in das Künstlerviertel des Quartier Montparnasse, in das kleine Cafe mit dem guten Kaffee und den leckeren Baguette in der Nähe der Sorbonne Universität, in die wunderschönen Bauten, das Leben, das Elegante, das Genussvolle und Mondäne, die Weltoffenheit und die Weite von Paris. Diese Stadt verführt so sehr zum genussvollen Leben, zum Studieren großer Texte und Hineinfallen in den Müßiggang, dass es mir so unendlich schwer fiel, sie wieder zu verlassen. Sie hatte mich gepackt und sich als Gedanke in meinen Verstand gepflanzt. Ich muss unbedingt wieder zurück.
Bei schönstem Sonnenschein kehrten wir nach Berlin zurück. Je weiter wir in Berlin reinfuhren desto mehr breitete sich in mir das Gefühl des Abschieds aus und stimmte mich traurig. Mir wurde klar, dass dieser wunderbare Trip nun vorbei war und ich wieder zurück musste. Nachdem ich meine Freunde nach Hause gebracht hatte, fuhr ich noch eine Weile allein im Auto und hörte Musik. Wie in einer isolierenden Kapsel blieb ich im Auto in meinen Erinnerungen und konnte das Gefühl konservieren.
Die Abgabe des Autos war so entsetzlich kurz und abrupt, dass es sich anfühlte als hätte jemand den Zugang zur unendlichen Freiheit gekappt. Ich setze mir die Kopfhören auf und hörte “Herz über Kopf” von Joris während ich durch die Sonne lief. Und mit einen Mal kullerte mir eine Träne über die Wange, weil ich nun diese wunderbare Zeit voller schöner Augenblicke loslassen musste. Die vielen Blicke über die weiten Felder, die von der Sonne in ein atemberaubendes Licht getaucht wurden, vom Gefühl unendlicher Freiheit und von Paris mit seinem Leben. Ich bin so unglaublich dankbar, da ich nun weiß wie das richtige und gute Leben für mich aussieht.
english
I am back. Back from a five-day road trip with friends to Paris to exit for a moment and nothing else to do and enjoy. No blog, no social media, where I shared pictures and moments immediately and no emails with tasks. No one who laid claim and no demands of a world that demands so much. It was just incredible.
When we were on our way to Paris, there was no real plan, no program and no hotel booked. My heart was filled with a longing for distance and by frugality that would free me from an inner urge. I was missing a “Can Be” because my full calendar become always more “Must Be” and I lost the room for unproductive time. Behind a steering wheel there was only room for a concentrated driving. Without internet there was no “Pling” that the thought of another human bring to me.
It was raining heavily and was incredibly cold when we left Berlin on the highway. But our excitement was great. As a stopover for one night we chose Frankfurt to still stretch our legs with a walk through an interesting city. No other city in Germany stands so much for the capitalist system as Frankfurt. Sandwiched between the office chairs of a financial giant so many people transfer every day incredible amounts of money from one account to another without creating values. Their daily business is solely money. Their own lifetime is exchanged for money to find in it certain that there will be enough even for a pleasant lifestyle in the day after tomorrow. The enormous swank Frankfurt embodied those superficial paradigms of a world that we have created and no longer get rid of.
Shortly after we drove into France the next day the sun came out. She seemed on the vastness of France and seduced us with its warmth to a silent amazement. The music, the soft and uniform rattle of wheels and the sunlight fell on the fertile soil of my desire on a detached life in a bus. To travel where new waiting for me, to leave what saddens me (such as bad weather), to be where I want to stay and with few needs so it is a good life, which felt in these moments so livable on, no longer so far away.
This impression is reinforced Paris. We lay dozing at 18 ° C in the sun on the River Seine between people who were tlaking and laughing while relaxing with a cozy hum muffled the heavy ships drove past. On the way back to the hotel we choked the Jardin du Luxembourg. Fascinated by the size and beauty of the park, from the deep relaxation of the people, the many beautiful corners that we looked at, we settled down at the fountain and watched the people. The time broke up and flew away with us.
I fell in love with the artists’ quarter of the Quartier Montparnasse, in the little cafe with good coffee and delicious baguette near the Sorbonne University, in the beautiful buildings, the life, the elegant, the pleasurable and chic, the cosmopolitanism and the width of Paris. This city tempts so much for enjoyable living, to study large texts and falling into the idleness that it is so infinitely difficult for me to leave it again. The city had grabbed me and planted as a thought in my mind. I need to return.
In bright sunshine we returned to Berlin. The farther we pulled in Berlin the more spread in me a feeling of farewell and saddened me. I realized that this wonderful trip was now over and I had to go back. After I had brought my friends back home, I drove for a while alone in the car and listened to music. As in an insulating capsule I stayed in the car in my memories and could preserve the feeling.
The delivery of the car was so terribly short and abrupt that it felt as if someone had cut off access to the endless freedom. I sit on my head listening and heard “Herz über Kopf” of Joris while I ran through the sun. And with a time rolled down on my cheek a tear because I now had to let go this wonderful time full of beautiful moments. The many views of the broad fields that have been submerged from the sun into a breathtaking light, the feeling of infinite freedom and Paris with its life. I’m so incredibly grateful, because I now know how the right and good life for me looks.