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Die Räder der SBahn quietschen als sie sich an diesem frühen Nachmittag leicht in die Kurve legt. Die S9 verlässt nach der Station Treptower Park die Spur der kreisenden Ringbahn und fährt in Richtung Berlin Schönefeld. Ich bin auf dem Rückweg von einem Gespräch im Weinblatt in Berlin Kreuzberg und die Sonne scheint nach ein paar grauen Tagen endlich mit einem warmen Strahl. Als sich das Tempo der Bahn zu einem zarten Fliegen erhöht, schließe ich die Augen und gleite für einen kurzen Moment in dieser Bewegung zeit- und gedankenlos dahin. Ich halte die Luft an, um diesen wunderbaren Augenblick festzuhalten. Ich bin im Hier und Jetzt.
Im Grau des Winters ging mir allzuoft der Genuss des Augenblicks und damit die Wahrnehmung der Gegenwart verloren. Ich hing oft in alten Denkstrukturen fest und ließ mich viel von der Zukunft hetzen. Obwohl sich schon viel getan hat, kamen bei mir die Veränderungen noch nicht so spürbar an, dass ich sie als andauernde Institution meines Lebens annahm. Jetzt, wo ich körperlich spüre wie die S9 die für mich gewohnte Bahn des geschlossenen Rings verlässt, nimmt mein Bewusstsein die Veränderungen auf, die sich bereits in meinem Leben vollzogen haben. Wahrscheinlich trägt die mit dem Aufbau der Popcorn Studios verbundene körperliche Arbeit und der dafür fast tägliche Besuch im KAOS ebenso dazu bei, dass ich erkenne: ich bin auf dem Weg zu meinem guten Leben und muss nicht mehr rennen.
Ich spüre es, wenn ich völlig vertieft im KAOS am Schild für die Popcorn Studios arbeite oder beim gemeinsamen Essen mit den anderen Kaoten am langen Tisch sitze und herzhaft lachen kann. Wenn ich vormittags durch Kreuzberg laufe und mich auf ein Gespräch freue. Dann, wenn die Sonne scheint, ich meinen Laptop nehmen und mich an die Spree setzen kann, um den Artikel für Margarete fertigzustellen oder am Beitrag für Kiezpopcorn zu arbeiten. Das gute Leben ist dann da, wenn ich in der Gegenwart bin und diesen Augenblick nicht mehr hergeben möchte.
Ich sollte viel öfter SBahn fahren.
ENGLISH
The wheels of the train squeak when she easily lies in the curve on this early afternoon. The S9 leaves after the station Treptower Park the track of the circular ring road in direction Berlin Schönefeld. I’m on the way back from a meeting in the cafe Weinblatt in Berlin Kreuzberg and the sun is shining after a few gray days finally with a warm beam. As the train sweep along I close my eyes and glide for a little moment in the movement of time. I hold my breath to capture this wonderful moment. I’m here and now.
In gray winter I too often lost the pleasure of the moment and thus the perception of the present. I often got stuck in old ways of thinking and rush much for the future. Although many things has already transform the changes aren’t so noticeably for me that I took as a lasting institution of my life. Now when I feel physically that the S9 leaving the known track of the ring my consciousness takes on the changes that have already taken place in my life. Probably carries the physical work associated with the construction of Popcorn Studios and the almost daily visit to the KAOS to the fact that I know: I’m on my way to my good life and no longer have to run.
I feel it when I work in KAOS at the sign for the Popcorn Studios or eat together with the other Kaoten at the long table and can laugh heartily. When I’m walking through Kreuzberg and looking forward to the meeting. When the sun shines, I take my laptop and sit near the Spree to work on a post for Kiezpopcorn or an article for my blog Margarete. The good life is then when I’m living in the present and this moment I will not want to give up. I should go more often by S9.