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Wie würde Huckleberry Finn im Berlin heute aussehen? Würde er immernoch kaputte Jeans und Strohhut tragen? Seine Habseligkeiten in einem kleinen Stoffbeutel mit sich herumtragen und dabei Abenteuer entlang eines Flusses erleben? Fliehen, weil ihm die Konventionen zu eng sind?
In Reflektion zur literarischen Figur Huckleberry zeichneten die Fotografen der Ausstellung “Huckleberry Berlin” den Hipster der Berliner Gegenwart nach und nahmen dabei das verklärte romantische Bild unter die Lupe. Ich war gestern der Einladung von Downby Berlin zur Vernissage gefolgt, weil mich die Frage nach der Überromantisierung der Berliner Großstadtabenteurer interessiert. Kommen nicht genau deshalb viele nach Berlin, weil ihnen die Symbolfigur des Hipster die große Freiheit und “You can do everything.” verspricht?
Genau wie Huckleberry gilt der Hipster in unserer modernen Kultur in seinem Streben nach individuellem Ausdruck und seiner Suche nach Authentizität der Andersartigkeit als unangepasst cool während er in tausendfacher Kopie in den Clubs und Cafés in Kreuzberg und Neukölln herumgeistert. Trotz dieser auffälligen Gleichheit bleibt er symbolhaft für die urbane Sehnsucht stehen, da er dem Einzelnen eine Teilhabe an diesem Lebensgefühl allein durch die Anpassung an die gängige Mode ermöglicht. Er verspricht, dass man nur ein Holzfällerhemd anzuziehen braucht, einen Bart, eine enge Jeans und einen Jutebeutel tragen muss, um sich anders und freier zu fühlen. Jeder kann jeden Tag zu Hucklebbery werden, um sich ein Stück freigeistiger zu fühlen ohne dabei tatsächlich das Risiko eines Abenteuers einzugehen. Das ist der Zeitgeist einer bequemen Gesellschaft, die das Risiko scheut.
So wie Huckleberry Finn im Buch gibt der Hipster ernüchternde und bissige Einblicke in die fest verwurzelten Verhaltensweisen unserer Zeit. Das Streben nach Glück findet seine klassische Verkörperungen im Ausbruch von Konventionen und Erleben großer Abenteuer im nächtlichen Großstadtdschungel und Start- Up Büros, in denen so lange geackert wird bis der richtige Käufer mit dem dicken Portemonnaie an die Tür klopft, um das Start- Up zu kaufen. Die Bemühungen unserer Gesellschaft um eine Beschränkung der jugendlichen Rebellion war somit ein voller Erfolg, da sie dem Rebell nur erlauben muss sich einen Bart stehen zu lassen. Miss Watson, Chapeau!
So bleibt also ein Ausbruch immer nur begrenzt und stellt keinen tatsächlichen Ausbruch dar, denn die angestrebte Individualität geht durch die weite Verbreitung einer Gleichartigkeit verloren. Der Hipster verharrt in seiner kultivierten Oberflächlichkeit im unkritischen Unpolitischen obwohl er Intellektuelles und Aufgeklärtes verkörpern will. Aber das ist eben der Zeitgeist einer Subkultur, die sich in Berlin angesiedelt hat.
Findet sich diese Kritik in den Bildern der Ausstellung wieder?
english
How would Huckleberry Finn in Berlin look like today? Would he still wear jeans and broken straw hat? Does he carry his belongings in a small cloth bag while experiencing adventures along a river? Flee, because the conventions are too tight?
In reflection to the literary character Huckleberry photographers of the exhibition “Huckleberry Berlin” show the Berlin hipster and look at the transfigured romantic image. Yesterday I was invited by Downby Berlin to follow the Vernissage an came to this event because I’m interested in these questions. Do many people come to Berlin because they are promised by the symbolic figure of the hipster?
In our modern culture the Hipster is regarded as Huckleberry in his quest for individual expression and his quest for authenticity of otherness. He is non-conformist cool although there are thousandfold copy in the clubs and cafes in Kreuzberg and Neukölln. Despite these eye-catching tie it remains a symbol of the urban longing that allows individuals to participate in this way of life simply by adapting to the common fashion. He promises that you need to attract only a lumberjack shirt, must wear a beard, a tight jeans and a jute bag to feel different and free. Everyone can be every day a Hucklebbery with a free-spirited feeling without actually taking the risk of an adventure. That is the spirit of a comfortable society that shy away the risk.
Just as Huckleberry Finn in the book the Hipster gives sobering and snappy insights into the entrenched practices of our time. The pursuit of happiness finds its classic incarnations in the outbreak of conventions and experience great adventures in the night urban jungle and start-up offices where he powered so long until the right buyer with the thick wallet knocks on the door to buy the Start Up. The efforts of our society to restrict the youthful rebellion was therefore a great success because they only need allow wearing a beard. Miss Watson, Chapeau!
Thus an outbreak remains limited and doesn’t indicate actual outbreak because the intended individuality is lost through the widespread dissemination of a likeness. The Hipster remains in its cultured superficiality in uncritical although he wants to embody intellectual and Enlightened. But that’s just the time of a subculture that has settled in Berlin.
Do you find this criticism in the images of the exhibition again?