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GREEN ME FILMFESTIVAL | WENN SARAH WIENER IM KINO VOR MIR SITZT | BERLIN

… dann erwische ich mich dabei, wie ich darüber nachdenke wie skurril alles ist. Beim Besuch des 9. GreenMe Filmfestival im Cinemaxx am Potsdamer Platz in Berlin und der Verleihung der Green Awards im Tipi am Kanzleramt prallten für mich gegensätzliche Welten aufeinander. Dies einander Widersprüchliche zeigt die riesige Lücke zwischen Vision und Realität unserer Gesellschaft. Während ich Fotos von der riesigen Plastikfigur bei der Gala machte, die aus angespültem Plastikmüll aus Alaska, Kanada und der Ostsee gefertigt wurde, drehte sich die Welt ungerührt weiter. Vor dem ausgelegten Plastikmüll im Kino standen Festival- Besucher, die aus den ausgeteilten Plastikflaschen tranken. Das nahe Miterleben machte mich ratlos, vor allem weil ich auch bemerkte wie oft ich selbst inkonsequent bin.

Das 9. GreenMe Filmfestival für Nachhaltigkeit setzte dieses Jahr seinen Focus auf Ocean, Life und Water, um auf die Überfischung und Verschmutzung der Meere und des Bodens durch Plastikmüll, Pestizide und dem Raubbau mit Massentierhaltung und konventioneller Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Aus der unglaublichen Anzahl von wunderbaren Filmen wählte ich Filme, die die Themen Plastik und Lebensmittelverschwendung aufgriffen. So zeigte Plastic Paradise, der Gewinner des Green Awards in der Kategorie Ocean, die langfristigen Schäden und Auswirkungen von Plastik im Meer wie der Zersetzung von Plastik im Wasser, das Wandern der Partikel durch Nahrungskreisläufe bis ins Blut des Menschen, die riesigen Ansammlungen von Plastik am Strand und das Verenden von Vögeln und Meerestieren durch treibendes Plastik. Schon der Eröffnungsfilm Racing Extinction war kaum zu ertragen.

Neben den Filmen gab es Gespräche und Panels mit den Filmemachern und Umweltaktivisten wie Valentin Thurn und bekannten Gesichtern u.a. Auma Obama, Sarah Wiener, Steffen Reese (Naturland e.V.) und Ulf Marquardt, mit denen über die Entwicklungen diskutiert werden konnte. Das Festival schloß mit der schönen Gala für die Verleihung der Green Awards in 10 Kategorien, durch die die Moderatorin Nina Eichinger führte.

Berlin green Me FilmfestivalBerlin green Me FilmfestivalBerlin green Me FilmfestivalBerlin green Me Filmfestival

Was ich jedoch vermisste, war die Einbindung von Akteuren, die bereits an Lösungen für diese Probleme arbeiten. Ohne sie brach das Festival sein Engagement nach dem Präsentieren der Auswirkungen ab. Soulbottle und Milena mit ihrem StartUp Original Unverpackt wären ideale Vertreter gewesen, um Lösungen für das Plastikproblem mit ihren Ideen des “verpackungsfreien Einkaufs” zu zeigen. Ebenso StartUps und Initiativen, die Ideen zur Lebensmittelrettung verwirklichen, wie The Real Junk Food oder Restlos Glücklich.

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Schon beim Cocktail- Empfang im Cinemaxx fiel mir die Diskrepanz zwischen dem Thema und Inhalt des Festivals und dem Rahmenprogramm auf, die sich durch die ganze Veranstaltung zog und mich irritierte. Dort, wo das Festival ein Ideengeber hätte sein können, wurden Müsliriegel in Plastikverpackung und Plastikflaschen einer bekannten Firma an die Gäste ausgegeben, die ebenso irritiert reagierten. Bei der Verleihung der Awards stand im Vorraum eine Plastikskulptur einer italienischen Künstlerin, mit der ich über meine Irritation sprach. Viele der geladenen Gäste, die zu den Award erschienen, schenkten der Skulptur jedoch kaum Beachtung.

Berlin green Me Filmfestival

Ich fragte mich: Scheitert hier die Vision an der Realität? Wo ist der Knackpunkt, dass der Kerngedanke, die Kritik an unserer konsumorientierten und umweltverschmutzenden Lebensweise, nicht konsequent fortgesetzt wird? Und … sind wir nicht ebenso unachtsam und ignorant, wenn es darum geht einfach nur zu konsumieren? Trägt denn nicht der Einzelne, der die angebotene Plastikflasche ergreift und daraus trinkt während er die Filme ansieht, ebenso dazu bei, dass es so weitergeht?


Mehr zu diesem Thema auf KIEZPOPCORN im Artikel “Green Me Filmfestival”


 

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