dt / engl
Als ich an diesem wunderbar schönem Morgen langsam durch die Strassen von Berlin spaziere, kann ich mir nicht vorstellen, in genau diesem Augenblick etwas anderes zu tun als das. Die Sonne scheint und wärmt mich ein wenig von den kühlen Schatten auf, die die Häuserwände werfen. Hier und da stehen vereinzelt Menschen mit einem Kaffee, versunken in einem Gespräch mit dem Nachbarn am Rand, und lassen sich ebenso in den Augenblick fallen. Alle jenes Streben nach einem Schneller ist aus meinem Kopf verschwunden und ich freue mich gerade unglaublich auf mein fast tägliches und lieb gewonnenes Ritual. Während ich in Erinnerung an die zarten Aromen meines zukünftigen Frühstücks schwelge, frage ich mich “Kann man Glück essen?”
Ich meine nicht jenes Glück eines überschwänglichen Mahls sondern jenes feiner Aromen besonderer ausgewählter Speisen. Jenes Glück, das kleine Feinheiten einfangen und in exakter Dosierung transportieren kann. Jenes Glück, zu verstehen, dass Zufriedenheit keine Trophäe eines Wettkampfes ist sondern ein Zustand, der sich einstellt, wenn das Andere nicht mehr erreicht werden muss.
Mit meinem Skizzenbuch unter dem Arm, meiner Kamera und meinem Notizbuch bin ich, seit es Herbst geworden ist, fast jeden Morgen hier und probiere mich durch italienische, portugiesische und spanische Spezialitäten. Pasteis de Nata und frischer heißer Kaffee aus der Maschine sind immer dabei und begleiten mich auf meinem Ausflug durch Ideen, Skizzen und neue Konzepte. Das lieb gewonnene Ritual ist fast mein Motor geworden, das mich in eine Stimmung versetzt, in der ich vollkommen entkrampft meinen Leidenschaften und auch irgendwie inzwischen meiner Arbeit nachgehen kann. Die Gedanken sind frei und diese Freiheit trägt mich.
Ist Loslassen das Glück, das dabei aufkommt, wenn man nichts erwartet? Wenn man sich ohne Gedankenballast dem eigenen Wohl zuwendet? Ist Pasteis de Nata Glück?
ENGLISH
When I walk slowly through the streets of Berlin on this wonderfully beautiful morning, I can’t imagine doing anything else at this very moment. The sun shines and warms me a little from the cool shadows that throw the houses walls. A few people stand with a coffee, immersed in a conversation with the neighbor at the edge, and can also fall into the moment. All that quest for a faster has vanished from my head and I’m really looking forward to my almost daily and dearly won ritual. While I reminisce about the delicate aromas of my future breakfast, I wonder “Can you eat luck?“
I don’t mean the happiness of a exuberant meal but the fine aromas of special selected dishes. That happiness that can capture small subtleties and transport them in exact dosage. That happiness, to understand that satisfaction isn’t a trophy of a competition, but a state that sets in when the other must not be reached.
With my sketch book under my arm, my camera and my notebook, I have been here since autumn, almost every morning and try out Italian, Portuguese and Spanish specialties. Pasteis de Nata and fresh hot coffee from the machine are always on my plate and accompany me on my excursion through ideas, sketches and new concepts. The beloved ritual has almost become my engine, which puts me in a mood in which I can fully relieve my passions and also, in some way, work in the meantime. The thoughts are free and this freedom carries me.
Is letting go of the happiness that comes up when you don’t expect anything? If you turn your mind to your own good without the ballast? Is Pasteis de Nata luck?