Jetzt wo die Freiheit unmittelbar bevorsteht, ist die Aufregung und die Furcht am größten. Es verunsichert mich, da ich nicht weiß, was passieren wird und irritiert mich zugleich, da ich auch große Freude darin empfinde, mich zu befreien und zu emanzipieren.
Welch große Bedeutung die Freiheit für mich hat, fühle ich erst jetzt vollumfänglich. Der Kampf um meine Freiheit, deren Anfang schon Jahre zurückliegt, prägt mich und scheint mein Lebensinhalt geworden zu sein. Er zeigt, dass das, was mir lieb und teuer ist, nicht einfach immer vorhanden ist und erhalten bleibt. Er zeigt, dass selbst in Freiheit der Kampf immer weiter geht.

Ich bin sicher nicht die Einzige, die um den Wert der Freiheit weiß. Während ich hier im St. Oberholz am Helmholzplatz in Berlin sitzen und schreiben darf, was ich denke, sind andere Menschen im Gefängnis, weil sie das Gleiche taten. Weil sie auch ein anderes und besseres Leben für sich forderten und dafür viel riskierten. Sie kämpfen mit Worten wie der Blogger Raif Muhammad Badawi, der nun inhaftiert ist und dem Apostasie vorgeworfen wird. Mit Demonstrationen wie im Arabischen Frühling, die zu unzähligen Verhaftungen und Toten führten. Oder Künstler wie Ai WeiWei, die mit einer symbolischen Sprache für die Abschaffung einer Diktatur eintreten und dafür mit ihrer Freiheit bezahlen. Sie ist fragil, unsere Freiheit.

Kann ich meine Befreiung aus Konventionen und Zwängen damit vergleichen? Kann ich meine Befreiung mit denen vergleichen, die für sich immernoch nach Gründen suchen, um sich nicht aus Beziehungen oder Umständen lösen, die sie unglücklich machen?
Im Vergleich zu den äußeren Zwängen einer Diktatur ist das, wovor ich mich fürchte zunächst nur eine nicht existente Variante einer Zukunft. Es ist eine Möglichkeit unter vielen; eine Zukunft, die vielleicht nicht kommen wird. Und doch reicht diese Idee einer abstrakten Realität aus, um mich das Fürchten zu lehren und glaubhaft zu vermitteln, dass ich jene Wege nicht gehen sollte. Sie reicht aus, um mich um den Schlaf zu bringen. Sie reicht aber nicht, um meine Sehnsucht nach Freiheit aufzugeben.
Vor der Freiheit kommt zunächst die Befreiung. Loslassen, was mich zurückhält. Verlassen, was mich traurig macht. Und das strengt an und ist eigentlich der schwerste Part, der am meisten wehtut, auch wenn ich selbst gewählt habe. Wer tun und denken kann, was er will, kann sich nicht mehr verstecken. Er muss entscheiden und die Konsequenzen tragen. Seine Wahl bestimmt die Richtung.

Die Geschichten um die Befreiung sind auch immer Geschichten voller Risiken und Unsicherheiten. Ob man diese eingehen möchte und einen harten Weg wählt, kann jeder nur subjektiv entscheiden, ohne dass jemals ein kluger Rat das Ergebnis vorwegnehmen kann. Aber genau darin liegt der Kern der Freiheit. Sie ist immer etwas ganz Subjektives und der Vergleich zu anderen unrelevant. Die Freiheit der anderen ist niemals die eigene Freiheit.
WENN ICH ALLES SEIN KANN, BIN ICH ALLES.
AUCH WENN ALLES UM MICH HERUM NICHTS IST, BIN ICH ALLES.
DENN DAS SEIN IST IN MIR, IN MEINEN GEDANKEN, IN MEINEM TUN.
SO KANN NIEMAND ZU MIR SAGEN, ICH SEI UNFREI, WEIL SEINE MAUERN MEINE WEGE BEGRENZEN. ICH BIN IN GEDANKEN OHNE SIE UND GEHE, WOHIN MEIN HERZ BEGEHRT. DIESE FREIHEIT KANN NUR DURCH MICH ERSCHAFFEN WERDEN UND NUR DURCH MICH LEBEN.
DIE FREIHEIT BIN ICH. ICH BIN DIE FREIHEIT.
SO IST DER MENSCH GLÜCKLICH, WENN ER ERKENNT, DASS ER GLÜCKLICH SEIN KANN.
SO SEI DIE FRAU FREI, WENN SIE ERKENNT, DASS SIE FREI SEIN KANN.
Now the freedom is soon my present and the excitement and the fear is greatest. It confused me, because I don’t know what will happen and also irritates me because I feel great joy to liberate me and to emancipate.
The importance of freedom I feel now full. The fight for my freedom started many years ago, impressed me and seems to have become my purpose in life. It shows that what is near to me isn’t easy always present and maintained. It means that the fight for my freedom always goes on.
I’m certainly not the only one who knows about the value of freedom. While I can sit here in St. Oberholz and write what I want, other people are in prison because they were doing the same. Because they also wanted an another and better life for themselves and risked much their claim. They are fighting with words like the blogger Raif Badawi Muhammad, who is now detained. With demonstrations like the Arab Spring with countless arrests and deaths. Or artists like Ai Weiwei, who works with a symbolic language for the end of the dictatorship and pay for it with their freedom. She is fragile, our freedom.
Can I compare my liberation from conventions and constraints that? Can I compare my release with those who are still looking for themselves for reasons to not be solved from relationships or circumstances that make them unhappy?
Compared to the external constraints of a dictatorship is the one thing I’m afraid only a nonexistent variant of a future. It’s only one way of many; a future that might not come. This idea of an abstract reality is sufficient to teach me the meaning of fear. Enough to be sleepless, but not enough to give up my desire for freedom.
Before Freedom there is a liberation. Let go of what holds me back. Leaving what makes me sad. It’s the hardest part that hurts me the most, even though I have chosen. Who can do and think what he wants, can no longer hide. He has to decide and face the consequences. His choice determines the direction.
The stories about the liberation are always stories full of risks and uncertainties. Whether you would like to address this and selects a hard way, you subjectively decide without anticipating the result of a wise counselor. But there are the essence of freedom. It’s always very subjective. The freedom of others is never your own freedom.