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Vor meinem beruflichen Ausstieg waren die privaten wie existenzsichernden Angelegenheiten klar voneinander getrennt. Es gab eine Arbeit, die mir mit ihrem Lohn meine Existenz ermöglichte. Meine Interessen, mein Engagement und meine Freizeit waren ein rein privates Vergnügen, das sich inhaltlich strikt vom Arbeitsleben fernhielt. Die Gefühlslage beider Welten entsprach dem jeweiligen Zweck meiner Tätigkeit und waren nahezu konträr. Während ich auf Arbeit in Resignation versackte, blühte ich im Privaten auf.
Diese extreme Gegensätzlichkeit und die innere Leere riefen in mir Zweifel an dem Konzept der Arbeit, so wie wir sie verstehen und sie in unserer Gesellschaft etabliert ist, hervor. Ich konnte mich schwerlich damit abfinden, dass ein derartiges Konstrukt eines modernen Lebens als gesellschaftlich wertvoll und so wichtig angesehen wird, so dass diese Form von Arbeit erhaltenswert bleiben soll.
Fotos: Cafe Hubert in Berlin Wedding, Tegeler Strasse
Mein Ausbruch war eine logische Konsequenz meiner Zweifel, denen ich Gehör verschaffte. Ich wollte nicht länger die unruhigen Gedanken niederdrücken damit ich den Tag überstehen konnte. Ich wollte den Tag nicht nur einfach überstehen sondern ihn leben und mit Sinn und Lebensfreude füllen. Das Herauslösen aus alten Arbeitsstrukturen erfordert nicht nur ein Verlassen des Alten sondern auch eine hinreichende Reflexion des dahinter liegenden Systems, um ein neues Verständnis von Arbeit und ein Konzept für ein tätiges Leben aufzubauen, das für mich sinnvoll und erstrebenswert ist. Mit der Reflexion will ich erfahren, was in meinem tätigen Leben nicht mehr vorhanden sein soll, um “den Fetisch Arbeit” aufzubrechen.
Arbeite ich, wenn andere das DFB Pokalfinale feiern, hinterfrage ich alte Denkmuster und Grundsätze des eigenen Lebens. Die gesellschaftlichen Strukturen und das uniforme Verhalten in Freizeit und Arbeit sind für mich der Raum, in dem ich für mich empirisch meine Annahmen prüfen kann. Dann zu arbeiten, wenn andere Menschen Freizeit haben, sind die ersten Züge eines neuen Verständnisses von Arbeit, in denen aber auch alte Gefahren verborgen liegen. Mein Arbeiten darf nicht einfach nur eine zeitliche und räumliche Ausdehnung ins Private sein sondern muss meinen Ansprüchen eines Raumes genügen, der mir ausreichend Platz für das Politische, das Sinnliche und die Muße lässt.
ENGLISH
Before my professional exit the private and the existence-protecting work were separated clearly of each other. There was a work with which my existence was protected. My interests, my engagement and my free time were a purely private pleasure which kept away concerning the contents strictly from the working life. The feeling situation of both worlds corresponded to the respective purpose of my activity and were nearly contrary. While I sank on work into resignation, I blossomed in the private.
This extreme opposition and the internal emptiness called doubt about the draught of the work in me, as well as we understand them and it’s set up in our society, out. I could with difficulty resign myself to the fact that a such construct of a modern life is looked as socially valuably and so importantly, so that this form of work should remain preserved-worth.
My outbreak was a logical consequence of my doubts which I got hearing. I wanted to press down no longer the worried thoughts with it I could get over the day. I wanted to get over the day not only simply separate but live with sense and joy. The Extracting from old working structures requires not only an abandonment of the old but also an enough reflexion of the system lying behind it to construct a new understanding of work and a draught for an active life which makes sense for me and worthwhile. With the reflexion I want to get to know what should not exist in my active life any more to “break open the fetish work“.
If I work when other celebrate the German Football Association cup finale, I question old thought patterns and principles of own life. The social structures and the uniform behaviour in free time and work are for me the space in which I can check empirically my acceptances for myself. To work when other people have free time, are the first moves of a new understanding of work, in those, however, also old dangers covertly lie. My work may not be just a temporal and spatial expansion in the private. It have to be enough for my claims of a space, in which is enough place for the political with enough sensuous and the leisure.